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Cembaloabend

Musikalische Reise durch Nordwesteuropa mit Klängen des 16. und 17.Jh.

Berühmte Maler wie Vermeer bildeten es ab, bedeutende Komponisten wie Byrd, Bull und Sweelinck schrieben zahlreiche Werke wie für das Cembalo so auch für dieses Instrument, das heute äußerst selten zu hören ist: das Muselaar. Es ist ein quaderförmiges Tasteninstrument mit horizontalem Verlauf der Saiten, dessen Klaviatur im Gegensatz zum Virginal rechts positioniert ist. Hierdurch liegen beim Muselaar die Anzupfpunkte etwa in der Mitte der Saiten, wodurch ein besonders intensiver, grundtönig-warmer, etwas glockiger Klang entsteht. Wie beim Cembalo oder Spinett werden die Saiten durch sog. Kiele (Plektren) angezupft.

Bernhard Klapprott hat sich dieses Instrument in den Niederlanden nach einem Original von Joannes Ruckers (Antwerpen) aus dem Jahr 1623, heute im Stuttgarter Landesmuseum Württemberg, nachbauen lassen und wird es am 23.Juni beim Kirchheimer Konzertwinter zu Gehör bringen. Auf dem Programm stehen Werke des 16. und 17. Jahrhunderts aus England und den Niederlanden von William Byrd, John Bull, Orlando Gibbons, Thomas Tomkins, Jan Pieterszoon Sweelinck sowie anonyme Werke aus Schottland und Irland. Außerdem wird er eigene Variationen im Stil englischer Virginalisten über ein Thema von John Bull spielen.

Heute ist kein originales Muselaar in dieser Bauweise spielbar bzw. restaurierbar. Denn dieses Instrument ist ein Doppel-Muselaar, ein sog. Mother-Child-Muselaar (niederl.: "de moeder met het kind"): ein großes Mother-Instrument in "normaler" Tonhöhe (8´) und ein kleines Child-Instrument, eine Oktave höher klingend (4´). Das Child liegt im Mother-Instrument, also im "Bauch der Mutter" und kann herausgenommen werden, so dass beide einzeln spielbar sind. Das Child kann aber auch als 2. Manual auf das Mother-Instrument gelegt werden, so dass beide gekoppelt, also zusammen erklingen. Was heute im Original unhörbar ist, war in Flandern sowie England zwischen ca. 1550 und ca. 1650 beliebt. Das Phänomen "Mother-Child" hatte damals sicherlich auch eine gesellschaftliche Bedeutung Möchte man den Klang eines Mother-Child-Muselaars heute erfahren, muss es einem "stummen" Original nachgebaut werden.

Bernhard Klapprott konzertiert international als Cembalist, Clavichordist, Organist und Dirigent. Mehrere seiner CD-Einspielungen an historischen Tasteninstrumenten wurden mit dem "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" und dem "ECHO Klassik" ausgezeichnet. Er lehrt als Professor für Cembalo/Historische Tasteninstrumente am Institut für Alte Musik der Hochschule für Musik "Franz Liszt" Weimar sowie in Meisterkursen und Gastvorträgen in Europa und den USA.

So. 23.06.2024, 17:00 Uhr

Cembaloabend

Musikalische Reise nach Nordwesteuropa mit Klängen des 16. und 17.Jh.


Foto: Bernhard Klapprott

Bernhard Klapprott | Muselaar