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Liederabend
„Im Rhein, im heiligen Strome“

Robert Schumann: Heine-Vertonungen

Im sogenannten Liederjahr 1840 schuf Robert Schumann insgesamt 138 Lieder für eine, zwei oder drei Stimmen. Wie erklärt sich ein derartiger Schaffensrausch? Dazu bedarf es eines Blickes in seine damalige Lebenssituation. In besagtem Jahr notiert Schumann in sein Tagebuch: „Im Februar reicher Liedersegen, darüber alles vergessen“. Gemeint ist der schwelende Streit mit dem Vater seiner zukünftigen Braut Clara Wieck, der sich über Jahre hinzog und schließlich per richterlichem Beschluss im August 1840 ohne Einwilligung des Vaters zugunsten des zukünftigen Paares beendet wurde. Die Vorfreude auf die bevorstehende Hochzeit, die am 12. September 1840 stattfand, legte ungeahnte schöpferische Kräfte frei. Bisher hatte Schumann 23 Werke ausschließlich für Klavier geschaffen. Das Vordringen in neue, wortbezogene Ausdrucksbereiche und die Befreiung von einer bloß „durch die Finger getragenen“ Musik beflügelte ungemein. Als Hochzeitsgeschenk dedizierte Robert seiner Clara die Sammlung Myrten op. 25 nach verschiedenen Dichtern, woraus einige Gedichte von Heinrich Heine vertont wurden, darunter Die Lotosblume, Was will die einsame Träne sowie Du bist wie eine Blume. Nun widmet sich Schumann dem Liederzyklus nach einem Dichter mit insgesamt fünf Zyklen: dem Liederkreis op. 24 nach Heine, Frauenliebe und -leben op. 42 nach Chamisso, den Kerner-Liedern op. 35, dem Eichendorff-Liederkreis op. 39 und – erneut nach Heine – der Dichterliebe op. 48. Heine ist einer seiner bevorzugten Poeten, was sich auch in späteren Vertonungen niederschlug wie den beiden Balladen Tragödie I–III op. 64/3 und Belsatzar op. 53.

Umso gewagter ist die These von Claude Debussy, der schrieb: „Schumann hat Heinrich Heine nie verstanden. So ist wenigstens mein Eindruck. Er war ein großes Genie, aber für die feine Ironie bei Heine hatte er kein Gespür.“ Wie viel Ironie Heines Schumann verstanden hat, darüber kann sich der aufmerksame Hörer beim Rezipieren der Lieder selbst ein Bild machen. Heinrich Heine und Robert Schumann haben das gleiche Todesjahr 1856. Doch alleine durch Schumanns Vertonungen der Gedichte Heines sind beide gleichsam unsterblich geworden.

Das Deutsch-Japanische Liedforum widmet sich mit diesem Liederabend einer repräsentativen Auswahl der Vertonungen der Gedichte Heinrich Heines aus der Feder Robert Schumanns.

So. 13.09.2015,  17:00 Uhr

Liederabend

R. Schumann Heine-Vertonungen

Dominik Wörner | Bassbariton
Masato Suzuki | Klavier

Eintritt frei, Spenden erbeten